top of page

Fremdenzimmer

»Ich bin nur auf der Durchreise. Ich bleibe nur für eine Nacht«, sagte der Mann, während er die Papiere unterschrieb, die ihm Monika gereicht hatte. Seine schwarzen Lederhandschuhe zog er dafür nicht aus.

Herr Relić las sie seinen Namen auf dem Kopf. Sie blickte ihn argwöhnisch an. Er hatte das Zimmer in bar bezahlt. Untypisch für einen Mann von Welt. Sie schätzte ihn auf Mitte 30. Sein Mantel war eng geschnitten, so wie es die feinen Herren in der Stadt trugen. Wenn Jürgen einmal so einen Mantel tragen würde. Sie lachte innerlich. Er würde keinen einzigen Knopf schließen können. Das Haar des Mannes war akkurat zur Seite gegelt, als hätte er sie sich noch schnell gerichtet, bevor er an den Empfangstresen getreten war. Lediglich eine Narbe über seiner rechten Augenbraue durchbrach das Bild. Was hatte ein so gut gekleideter Mann bei ihnen in Affolterbach verloren? Er machte nicht den Eindruck, als wollte er im Eiterbachtal wandern gehen. Herr Relićs Aftershave vermischte sich mit dem beißenden Zigarettengestank, der sich in der Tapete festgesetzt hatte. Jürgens Zigarettengestank. Der seines Vaters und der des Vaters seines Vaters. Sie hatten sich beide in den Tod gequalmt. Aber Jürgen hörte ja nicht auf sie.

»Und was führt Sie in diese Gegend?«

»Ein Trauerfall«, sagte er mit steinerner Miene.

»Das tut mir leid.«

Seine Zähne blitzten, als er sich zu ihr wandte und traurig lächelte. Dieser Mann passte nicht hierher. In dem Gang mit den gelblich angelaufenen Wänden und dem Holztresen aus der Nachkriegszeit wirkte er wie ein Blutdiamant in einem Kaugummiautomaten. Noch nie hatte das Wort Fremdenzimmer besser gepasst.

»Soll ich Ihnen noch das Zimmer zeigen?«

»Nein danke, ich denke, ich komme alleine zurecht. Zimmer Nummer 1 sollte nicht so schwer zu finden sein.«

Wieder dieses Lächeln. Verführerisch, aber auch unheimlich. Wenn Jürgen es schaffte, sie mal länger als fünf Sekunden am Stück anzuschauen, dann nur, weil sie etwas zwischen den Zähnen hatte. Aber meistens war sein Blick ohnehin auf den Fernseher gerichtet.

Der Mann nahm seinen schwarzen Trolley und ging die Treppe hinauf. Verblüffend geräuschlos. Sie schaute ihm hinterher. Wenn sie diese Treppe hochlief, ächzten die Stufen, als würden sie die ganze Nachbarschaft um Erbarmen anflehen wollen.

Monika stellte das Radio an. Nach den Lokalnachrichten kam Schlagersterne, ihre Lieblingssendung. Mit einem nervtötenden Kratzen erklang die Stimme des Nachrichtensprechers. Er repariere das Ding, hatte Jürgen gesagt. Vor einem Jahr.

»…ist noch nicht geklärt, ob es sich um einen natürlichen Tod der Frau handelt. Die Polizei ist über weitere Hinweise dankbar. Bisher könne ein Mord nicht ausgeschlossen werden, so die Kriminalpolizei.«

Sie drehte das Radio lauter. »Das ist ja ganz bei uns in der Nähe«, sagte sie und hielt sich die Hand vor den Mund. Die Vorstellung, dass ein Mord in einem der Nachbardörfer passiert sein sollte, ließ sie erschaudern. Was Jürgen dazu sagen würde?

Nachdem der letzte Song von Schlagersterne verklungen war - Freiheit von den Amigos, wie sie diesen Titel liebte -, ließ sie den Rollladen des Empfangstresen hinunter. Herr Relić war ihr einziger Gast und der hatte nicht so gewirkt, als würde er viel Betreuung einfordern.

Sie schleppte sich nach oben, vorbei an Zimmer 1. Unbehagen überfiel sie. Es war kein Mucks zu hören. Sie ging die nächste Treppe hinauf. Privat prangte auf dem angelaufenen Messingschildchen an der Tür, die ihre Wohnung von der restlichen Pension abtrennte. Aus dem Zimmer hörte sie Fußball aus dem Fernseher. Sie trat ein und legte ihren Schlüssel auf das kleine Tischchen. Jürgen begrüßte sie nicht. Sie hatte es aufgegeben, es von ihm einzufordern.

Sie betrat ihr Wohnzimmer, was auch gleichzeitig als Esszimmer diente. Die Couch war durchgesessen und die Wohnwand aus lackierter Eiche hatten sie von seinen Eltern übernommen. An der Wand hing eine verstaubte Fotokollage ihrer Hochzeitsreise. Es war die einzige Reise ihrer Ehe geblieben. Die Luft war abgestanden und der zähe Geruch von Montecristo-Zigarillos waberte umher. Lüften war für Jürgen so gängig wie das Satteln eines Zebras. Oder das Wegräumen von Unterhosen und Barthaaren. Sie ging zur Balkontür und öffnete sie. Er reagierte nicht.

»Wann reparierst du eigentlich endlich das blöde Radio?«

»Mach ich noch«, sagte er, ohne vom Fernseher aufzuschauen.

Wer´s glaubt! Doch sie war müde geworden, mit ihm zu diskutieren.

»Hast du das in den Nachrichten gehört?«

»Ne, was denn?« Ein kläglicher Versuch, Interesse vorzutäuschen. Jürgen griff in ein Schälchen, in der einige Karamellbonbons lagen. Sie trat zu ihm und griff ebenfalls in das Schälchen. Eigentlich konnte sie das zähe Zeug nicht leiden.

»Ein Todesfall im Nachbardorf. Vielleicht ein Mord.«

»Aha.« Er versuchte mit dem Zeigefinger ein Karamellstück aus seinem Backenzahn zu entfernen.

Sie nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus.

»He, was soll das?« Er blickte sie zum ersten Mal an diesem Tag an. Seine Augen funkelten, als stünde die Todesstrafe auf ihr Vergehen.

»Jürgen, ein Mord. In unserer Nachbarschaft.«

»Na und? Es gibt überall Verrückte. Muss ich deswegen das Fußballspiel verpassen?«

Monika schüttelte den Kopf. Fassungslos über diesen Mann.

»Wir haben übrigens einen neuen Gast. Herrn Relić.«

»Hatte sich ja angekündigt.«

»Irgendetwas stimmt mit ihm nicht.«

Für einen kurzen Augenblick schaute er erstaunt, doch im nächsten Moment zuckte er nur die Schultern und steckte sich eine Montecristo an. »Kommt halt nicht von hier.«

»Findest du es nicht seltsam, dass so ein piekfeiner Herr ausgerechnet hier auftaucht, nachdem in unserer Gegend jemand ermordet wurde.«

»Du malst wieder den Teufel an die Wand.« Er griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher an.

»Was, wenn er ein Mörder ist. Oder sogar ein Killer?«

»Und ich der Papst! Du müsstest dir mal selbst zuhören!«

Dann täte es wenigstens einer in unserer Ehe. Aber sie ersparte sich die spitze Bemerkung.

Monika kehrte ihm den Rücken zu und ging in die Küche. Auf der Küchenzeile lag der Urlaubskatalog, den sie heute beim Frühstück durchgeblättert hatte. Gespickt von schicken Menschen, die sich schicke Hotels leisten konnten. In der Toskana oder auf den Malediven lagen sie am Strand. Mit ihren Cocktails in den Händen genossen sie das Rauschen des Meeres. Wie es wohl klang, dort zu liegen? Sie fragte sich, warum sie diese Kataloge überhaupt noch anschaute. »Warum sollte ich Geld ausgeben, um rumzureisen? Fernsehen kann ich auch hier. Und außerdem, wer kümmert sich dann um die Pension?«, hörte sie innerlich Jürgens Stimme.

Die Pension. Sie lag Jürgen schon lange in den Ohren, den Betrieb aufzugeben und etwas Neues zu beginnen. Sie könnte irgendwo als Hauswirtschaftlerin arbeiten. Die Verantwortung war beiden schon lange zu viel. Das Geld reichte gerade so zum Überleben. Doch alle ihre Vorschläge stießen auf taube Ohren.

Sie musste etwas tun. Sich ablenken. Da Jürgen wie immer nicht gekocht hatte, machte sie sich an das Essen. Gefüllte Paprika mit Hackfleisch. Sie griff nach dem Kochmesser. Wenigstens darüber konnte sie sich nicht beklagen. Jürgen schärfte die Messer fast so akribisch, wie er die Bundesliga verfolgte. Sie blickte zu ihm rüber, wie er in seiner löchrigen Boxershort und seinem Feinrippunterhemd auf ihrer Couch saß. Sie seufzte. Dort saß nicht der Mann, den sie geheiratet hatte. Ihr Blick wanderte von dem Katalog auf das Messer. Sie köpfte die Paprika, um sie später mit Hackfleisch zu füllen. Der rote Saft floss aus der Paprika auf das Holzbrettchen. Was, wenn Herr Relić wirklich ein Killer war? Und wie beauftragte man eigentlich einen Killer?

Sie hörte ein Klacken aus dem unteren Zimmer, in dem Herr Relić untergebracht war. Das Haus war fürchterlich hellhörig, sodass sie schon das ein oder andere Mal die Sehnsucht gepackt hatte, wenn junge Paare bei ihnen eingekehrt waren. Was jedoch sehr selten vorkam. Von ihrer Wohnung hörten ihre Gäste nur Fußballlärm.

Sie blickte aus dem Fenster auf den Hof. Herr Relić schien ihre Pension noch einmal zu verlassen. Sie schaute erneut zu Jürgen, der nicht den Anschein erweckte, in den nächsten zwei Stunden die Couch zu verlassen. Wenn Herr Relić wirklich… Ihr Entschluss stand fest. Sie musste mehr über ihn erfahren.

»Ich muss noch mal nach der Wäsche schauen«, sagte sie und hoffte, dass es nicht zu alltäglich klang. Jürgens Grunzen beruhigte sie, dass dem nicht so war. Sie musste sich selbst bremsen, als sie die Treppe hinuntereilen wollte. Denn das tat sie nie. Die Stufen knarzten. Gut so, dachte sie sich. Es soll alles sein wie immer. Ihr Puls machte einen 100m-Sprint, und das lag nicht am Treppenabstieg.

Sie ging in das Räumchen hinter dem Empfangstresen. Wo waren diese Zweitschlüssel wieder hingekommen? Dass Jürgen wirklich überall für Chaos sorgen musste. Endlich fand sie den Schlüsselbund. Das Gummi um die Schlüsselköpfe war in den Jahren weich geworden und klebte an ihren Fingern. Sie betrachtete den Schlüssel, auf dem groß Nummer 1 stand. Monika hielt ihn fest, als hätte er noch gestern im Garten Eden gehangen. Sie blickte sich um, ging vorsichtig aus der Tür des kleinen Raumes. Schaute zur Eingangstür und dann zur Treppe. Die Wäsche. Es war sicherlich klug, wenigstens einmal in den Keller zu gehen, um den Schein zu wahren. Man konnte nie wissen, wozu Jürgen am Ende in der Lage war. So schlecht waren seine Ohren nicht.

Ihr Herz schlug immer lauter. Zum ersten Mal seit langem fühlte sie sich lebendig. Elektrisiert. Auch oder gerade, weil sie wusste, dass es nicht rechtens war, was sie tat. Bis auf die Waschmaschine, dem Wäscheständer und einem kleinen Schränkchen war der Wäschekeller leer. Vielleicht löste der Anblick der Maschine bei Jürgen Unbehagen aus, sodass er wenigstens hier seinen Kram nicht hin verfrachtet hatte. Genauso wenig, wie er sich jemals mit Wäsche hereingetraut hätte.

Wie erwartet lief die Maschine noch. Das Klackern von der unrunden Trommel war unerträglich. Genug den Schein gewahrt. Sie wollte gerade den Raum verlassen, als ihr Blick auf das Schränkchen fiel. Ach ja, richtig, Jürgens Handy. Er hatte es in seiner Hose vergessen, die er in die Wäsche gesteckt hatte. Alles musste man diesem Mann hinterhertragen. Aber diesmal nicht, der konnte sein Handy schön selbst aus dem Keller holen. Sie hatte gerade Besseres zu tun.

Sie ging die Treppen nach oben. Es gelang ihr, dass sie weniger knarzte als sonst. Sie stand nun direkt vor der Tür, auf der eine große Plastikeins prangte. Das gelbbraune Eichenfurnier hatte an einigen Stellen Risse. Es würde keiner von ihrem Besuch erfahren, weder Herr Relić noch Jürgen. In anderen Hotels war es ganz normal, dass das Personal in die Zimmer ging, um zu putzen. Nur, dass selten jemand in ihrem Gästehaus länger als zwei drei Nächte blieb.

Sie fasste sich ein Herz und griff nach dem Schlüssel. Erst jetzt merkte sie, wie schwitzig ihre Hände waren. Mit einem leisen Klack öffnete sich das Schloss. Ob Jürgen es gehört hatte? Aber er hatte auch vorhin nicht auf das Geräusch reagiert. Sicherlich dachte er sich, dass Herr Relić zurückgekommen sei.

Das Zimmer war so, wie sie es gestern zurecht gemacht hatte. Lediglich die braunen Stoffvorhänge waren zugezogen worden und Augentropfen lagen auf dem Waschbecken. Den Geruch des staubigen Teppichbodens verdrängte das Aftershave ihres Gastes. Sie atmete ihn ein. Er roch männlich. Fast schon gefährlich. Herr Relićs Trolley lag geschlossen auf dem Bett in der Ecke. Wie fremdgesteuert strich sie über den Trolley. Was würde sie darin finden? Ein zusammenfaltbares Gewehr? So etwas gab es. Mit Zielfernrohr und Schalldämpfer. Oder eine Giftspritze? Sie horchte auf. War da nicht eben ein Geräusch gewesen? Sie blickte zur Tür. Das Einzige, was sie hörte, war die dumpfe Stimme des Fußballkommentators über ihr. Ihre Hände zitterten, als sie den Reißverschluss öffnete. Sie klappte den Trolley auf und öffnete das erste Fach. Socken lagen ordentlich neben schwarzen Unterhosen und einem Paar feiner Schuhe. Nichts deutete auf irgendetwas Gefährliches hin. Aber der Koffer hatte zwei Seiten. Ihre Hände kribbelten, als sie die linke Abdeckung öffnete.

Sie seufzte enttäuscht. Auf ein paar zusammengefalteten Hemden lag eine Trauerkarte. Daneben ein Kulturbeutel und ein paar Stofftaschentücher. Nichts, wirklich gar nichts, was auf einen Auftragskiller hindeuten würde. Sie fühlte sich auf einmal sehr leer. Was war sie nur für ein Mensch? Verdächtigte wildfremde Personen. Was hatte sie sich erhofft? Dass er auch für sie einen Auftrag erledigen würde? Dass er Jürgen… Sie schüttelte den Kopf.

»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?« Herr Relićs Stimme traf sie bis ins Mark. Ihr Herz machte einen Aussetzer. Wie hatte er den Raum betreten können, ohne dass sie es gemerkt hatte? Monika wusste nicht, was sie sagen sollte.

»Ich, äh…« Schamesröte schoss ihr ins Gesicht. Wo war das Loch, in das sie versinken konnte? Mit einem Mal übermannten sie ihre Emotionen und sie fing an zu weinen.

»Es tut mir so leid. Ich dachte, Sie seien…« Sie brachte es nicht übers Herz, ihren Verdacht auszusprechen.

»Schon gut, setzen Sie sich!«

Sie wischte ihre Tränen ab. Jetzt war er auch noch so höflich und bot ihr einen Stuhl an. Es machte die Sache nur noch schlimmer.

»Hier, nehmen Sie das!« Er hielt ihr ein Taschentuch hin. Sie griff nach dem Tuch und schnäuzte. Es roch nach seinem Aftershave. Der Alkohol des Parfüms brannte in ihren Augen. Dann steckte sie es in ihre Hosentasche.

»Wie ich sehe, haben sie nichts entwendet.« Er deutete auf den Koffer und lächelte süffisant.

»Natürlich nicht«, sagte Monika brüskiert. »Ich würde niemals…« Sie stockte. Sie hätte auch nie gedacht, einen Koffer ihrer Gäste heimlich zu öffnen.

»Dann sollten wir die Sache schleunigst vergessen.«

Monika konnte nicht fassen, was er da sagte. Eine Mischung aus Erleichterung und Scham machte sich in ihr breit.

»Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll.«

Er hob seine Hand. Er trug immer noch Handschuhe.

»Schon gut. Ich sage immer, das Leben ist zu kurz, um sich aufzuregen.« Da war es wieder, dieses Lächeln.

»Na gut, also…«

Sie richtete ihren Rock und ging aus der Tür. Sie wollte so schnell es ging diesen Raum verlassen. Zu Jürgen wollte sie nicht gehen. Er hatte sie sicherlich weinen gehört. Sie ging die Treppe hinunter, in den kleinen Raum und legte den Schlüssel zurück in die Schublade. Sie brauchte Ablenkung. Das Radio begrüßte sie aus dem Lautsprecher mit demselben nervtötenden Knacken. Es war ihr egal.

»…und wie die Polizei gerade mitgeteilt hat, hat der Ehemann den Mord gestanden.« Die Ansage des nächsten Songs ging in Monikas Weinen unter. In was für ein Hirngespinst hatte sie sich nur verrannt? Sie konnte nicht fassen, zu welchen Gedanken sie im Stande war. Das Piepen der Waschmaschine riss sie aus ihren Emotionen. Wäsche aufhängen war genau die richtige Ablenkung.

Sie ging in den Keller. Vom vielen Weinen fühlte sich wie benommen. Langsam torkelte sie die Treppe hinunter und hielt sich dabei an dem Treppengeländer fest, als wäre sie auf hoher See. Ihr Atem ging schwer. Der Schweiß rann ihr die Stirn hinunter. Das hatte sie noch nie gehabt. Vielleicht die Wechseljahre. Übelkeit stieg in ihr auf. Im Kellerraum angekommen hörte sie Schritte hinter sich. Sie wollte sich umdrehen, doch sie verlor das Gleichgewicht und fiel. Was war nur los mit ihr? Unscharf erkannte sie, wie ein Mann mit eng geschnittenem Mantel vor ihr stand.

»Was passiert…?« Die Worte wollten ihr nicht über den Mund kommen. Ihre Lider wurden immer schwerer.

Herr Relić beugte sich zu ihr. »Auftrag erledigt«, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie hörte es wie aus weiter Ferne. Blitze nicht wieder dieses Lächeln in seinem Gesicht? Ihre Hand griff zum Taschentuch. Wie in Zeitlupe wanderte ihr Blick von dem Taschentuch zu Herrn Relić. Es war nicht das Aftershave, was in ihren Augen gebrannt hatte.

Verschwommen sah sie, wie Herr Relić sein Handy zückte und mit seinen Handschuhen etwas eintippte. Eine Sekunde später vibrierte Jürgens Telefon auf dem Schränkchen. Das Vibrieren rauschte in ihren Ohren wie die Brandung des Meeres. Es war die letzte Reise, die sie antreten würde. Ohne Jürgen.

bottom of page